
Schmetterlinge, Wildbienen, Käfer und Florfliegen: Diese Insekten fühlen sich besonders in einem naturnahen Umfeld wohl. Da der natürliche Lebensraum der Tiere durch den Menschen jedoch immer weiter zerstört wird, sinkt die Biodiversität von Insekten und von Pflanzen, die nicht mehr bestäubt werden. Dabei ist auch der Mensch von Insekten abhängig, der die Bestäuber für seine Nutzpflanzen wie Apfelbäume oder Weizen braucht.
Insekten benötigen also genügend Nahrung und eine Unterkunft, damit die Kreisläufe im Ökosystem aufrechterhalten werden. Jeder Mensch kann dabei helfen: Ein insektenfreundlicher Garten oder Balkon ist der erste Schritt. Insektenhotels bieten den Tieren und ihrer Brut eine Möglichkeit zum Überwintern.
Deshalb hat unser FÖJler Niklas Tinnefeld ein Insektenhotel für das Ufer bei der Make Science Halle entworfen und einige Informationen und Tipps zum Selbstbauen zusammengetragen. So kann jeder dazu beitragen, das Leben am Fluss zu schützen. Schauen Sie bei Spaziergang an der Saalepromenade vorbei und finden heraus, welche Insekten bereits eingezogen sind! Um das Leben im Fluss zu erforschen, sind Sie anschließend herzlich eingeladen, an Bord zu kommen.
Wer lebt in einem Insektenhotel?
Wildbienen
Wildbienen leben allein also nicht im Volk wie die bekannten Honigbienen und werden deshalb auch als Solitärbienen bezeichnet. Auch Hummeln zählen zu dieser Gruppe. Jedes Tier ist somit selbst für die Nahrungsversorgung und den Nestbau verantwortlich.
Nach der Paarung sucht das Weibchen nach geeigneten Brutstellen für die einzelnen Eier und versorgt diese. Dafür bieten sich meist kleine Löcher oder Ritzen an. Im vier- bis achtwöchigen Leben der Bienen werden insgesamt bis zu 30 Nester versorgt. Innerhalb eines Jahres entwickelt sich das Ei zur Larve und schließlich zum Insekt.
Im Insektenhotel fühlen sich die Wildbienen in Röhrchen aus Bambus oder Schilf sowie in Bohrlöchern in Holz und Stein besonders wohl.

Mauerbiene

Frühlings-Seidenbiene
Schmetterlinge
Diese Insekten überwintern in Fels- und Rindenspalten, Baumhöhlen, Mauerfugen oder auf Dachböden während ihrer Entwicklungsstadien. Nur sechs Schmetterlingsarten überwintern als Falter, was die nistenden Besucher im Hotel von Natur aus eingrenzt.
Wer ihnen dennoch Platz schaffen möchte, sollte einen mit kleineren Ästen gefüllter Kasten (7 cm hoch) vorbereiten, der durch einen kleinen Schlitz zugänglich ist. Darin fühlen sich Schmetterlinge am wohlsten.

C-Falter

Zitronenfalter
Florfliegen
Eine Florfliege nutzt das Insektenhotel als Überwinterungsmöglichkeit. Die Tiere werden durch rote Farbe angezogen, weshalb die Front des Insektenhotels entsprechend gefärbt sein sollte. Der Kasten muss außerdem mindestens 30 cm breit sein und horizontale Schlitze haben, sonst wirkt das Zimmer uninteressant. Damit es die Florfliegen gemütlich haben, ist der Kasten mit der Öffnung nach Süden anzubringen.

Florfliegen
Käfer
Marienkäfer und Laufkäfer sind typische Bewohner eines Insektenhotels. Beide bevorzugen eine lockere Einrichtung aus Holzwolle oder Rindenmulch.
Der Marienkäfer ist meist nur Übernachtungsgast oder verbringt den kalten Winter im Schutze des Hauses. Seine Eier legt er in der Regel außerhalb des Hotels ab, in Ritzen von Baumrinden oder an der Unterseite von Blättern.

Marienkäfer

Laufkäfer
Welche Bepflanzung ist sinnvoll?

Ein Insektenhotel bietet den Tieren Lebensraum. Sie brauchen aber auch ausreichend Nahrung in der Nähe. Dazu kann jeder mit einer Auswahl an entsprechenden Pflanzen im Garten, auf dem Balkon oder der Fensterbank beitragen. Die Pflanzen sollten nicht ‚gefüllt‘, also leicht zugänglich sein und viel Pollen und Nektar produzieren.
Zudem ist es wichtig, dass Nahrung möglichst ganzjährig verfügbar ist. Es braucht also verschiedene Pflanzen mit unterschiedlichen Blütezeiten. Eine Palette aus Blumen und Sträuchern, Bäumen und weitere Obst- und Gemüsepflanzen deckt die meisten Jahreszeiten ab. Eine unberührte Ecke aus Wildblumen rundet das Angebot ab, da die Insekten sich nicht nur über die Nahrung, sondern ein naturnahes Umfeld freuen.
Ein Insektenhotel bauen
Man benötigt nicht viel für den Bau eines Insektenhotels: Abgesehen von einigen Materialien und minimalen handwerklichen Fähigkeiten lassen sich viele Füllmaterialien in der Natur oder im eigenen Garten finden. Hier ist eine Anleitung für ein kleines Insektenhotel:
Materialliste (alle Materialien sollten möglichst unbehandelt sein)
- Holzbretter 2x (30×15 cm) / 3x (45×15 cm)
- hölzernes Vierkant
- Winkel
- Schrauben und Muttern
- ökologisches Öl (Leinöl)
- Sperrholzplatte (900 cm2)
- Nägel
- Drahtgitter
- Dachpappe
Zu Beginn sollte man alle Holzelemente gut einölen, damit sie der Witterung besser trotzen können. Zwei der kürzeren Bretter dienen als horizontale Elemente und zwei der Längeren als die Außenseiten. Mit Winkeln, Schrauben und Muttern baut man sich einen Kasten.
Die Sperrholzplatte dient als Abdeckung der Hinterseite. Nun bohrt man das Vierkant auf der Oberseite auf der hinteren Kante fest. Legt man jetzt das letzte Holzbrett darauf, entsteht ein Schrägdach, welches man nur noch befestigen muss. Dann bedeckt man die Oberseite mit der Dachpappe und schlägt diese mit Nägeln fest.
Glückwunsch – der Rohbau ist fertig!
Als nächstes befüllt man das Hotel mit den gesammelten oder gekauften Materialien, spannt das Drahtgitter davor und befestigt dieses mit Nägeln. Das Hotel kann nun an einem geeigneten Ort aufgestellt werden.
Wenn man es noch einfacher haben will, gibt es sogar noch eine Alternative:
Materialliste:
- Eine alte Aludose
- Schilf/Bambus (länger als die Aludose)
- Gips
Zuerst wäscht man die Dose gründlich aus, entfernt Kleber und Papier. Danach legt man den Boden mit angefeuchtetem Gips aus und drückt die Röhrchen hinein. Wenn der Gips getrocknet ist, hält man sein Insektenhotel schon in der Hand. Dieses kann überall abgelegt werden, sodass die Öffnung lotrecht zum Boden ist.
Man kann das Hotel aber auch aufhängen. Dafür muss man zwei Löcher zu Beginn in die Aludose bohren und einen beliebigen Faden hindurchziehen.
Wichtige Informationen
Wenn Sie ein eigenes Insektenhotel aufstellen möchten, sollte es am besten wind- und wettergeschützt stehen. Ideal ist ein Standort an einem Baum oder nah an einer Hauswand. Außerdem sollte man noch die Ausrichtung der Öffnung nach Süden beachten.
Falls das Hotel im Freien steht, sollten es in südöstlicher Richtung aufgestellt werden, da Wind und Regen häufig aus westlicher Richtung einfällt. Auch der korrekte Zeitpunkt der Installation ist entscheidend. Wer sein Insektenhotel im Frühjahr aufstellt, lässt den Insekten genug Zeit, sich an das Hotel gewöhnen.